Ich hole meine Kinder selten im Kindergarten ab. Doch es ist jedes Mal ein richtiges Fest. Die vier strahlenden Augen (davon zwei braun, zwei blau) verraten eine und dieselbe Emotion, die sich in diesem Moment in den zwei kleinen Herzen abspielt: große Freude.
Auch erfahre ich von den Erzieherinnen immer wieder, was die Kinder tagsüber von sich geben. Das Lustigste bis jetzt war der Spruch von Luka / die Wahrnehmung eines Dreijährigen: „Meine Mama macht alles in der Klinik, sogar Pipi!“
„Alles“ in der Klinik zu machen, ist mein Job / das ist die andere Seite meines Lebens. Doch können wir wirklich diese zwei Seiten: Privatleben und Beruf voneinander trennen, so wie es uns nahegelegt wird? Ist das überhaupt möglich? Bzw. wozu ist es gut?
Es gibt Menschen, die bleiben lieber fünf Minuten lang vor dem offiziellen Arbeitsbeginn vor der Tür stehen als das Firmengebäude zu betreten. Bei schlechten Wetter bleiben sie im Auto. Das finde ich unglaublich. Warum macht man so etwas? Was ist das für ein Verhältnis zum Arbeitgeber? Was soll der Arbeitgeber von Arbeitnehmern mit solch einer Einstellung erwarten? Kann das Produkt / die Dienstleistung dieses Unternehmens qualitativ gut sein?
Ich trenne mein Leben und mein Beruf nicht strikt. Ich finde, das geht nicht, sonst könnte ich keine gute berufliche Leistung bringen. Doch muss ich aufpassen, dass ich bei der Sache bleibe, die ich gerade mache. Es ist mir schon mal passiert, dass ich den Kindern ein Buch vorgelesen habe und am Ende den Inhalt nicht gekannt habe, da ich permanent an die Arbeit gedacht hatte. Das ist schlecht, doch mit konzentriertem Üben kann man lernen, wie man bei der Sache bleiben kann, manchmal ganz, manchmal teilweise, sodass es trotzdem funktioniert. Ich habe mir für mich Regeln ausgedacht, die in einem konkreten Beispiel so aussehen könnten: Koche ich abends alleine und toben die Kinder mit dem Papa im Spielzimmer, denke ich zwar daran, dass die Suppe nicht zu salzig wird, aber in diesem Fall ist es erlaubt, ein bisschen an die Arbeit zu denken. Backe ich jedoch mit den Kindern zusammen Pfannkuchen, ist die Arbeit Tabu! Hier geht es um das gemeinsame Event: Pfannkuchenbacken. Die Zeit mit den Kindern soll auch für die Kinder sein.
Es ist immer leichter gesagt als getan. Ich vertrete auch nicht die Position, es sei leicht, aber sagen wir nicht unseren Kindern, sie können alles lernen, wenn sie genug üben? Das gilt im Übrigen auch für uns!
Wichtig ist es auch, dass keine Relation zwischen den Kindern und der Arbeit entsteht. Die Kinder dürfen nicht den Eindruck gewinnen, die Arbeit wäre wichtiger für die Mama als sie. Das erreichen wir durch unsere geistige (und nicht nur körperliche) Präsenz während unseres Daseins. Und dann kann man sich auch über solch einen Satz amüsieren, ohne sich Sorgen zu machen, das Kind wäre vom vielen Arbeiten der Mama betrübt:
„Meine Mama macht alles in der Klinik, sogar Pipi!“